• WAS ERWARTEST DU VON MIR? •
Das Leben ist voller Erwartungen. Sich der eigenen Erwartung bewusst zu werden und abzuwägen, diese beizubehalten oder sie doch nicht so wichtig zu nehmen, darüber hab ich schon einmal geschrieben (ERWARTE DAS BESTE. ODER LIEBER NICHT?). Aber was ist mit den Erwartungen der anderen?
Sobald man mit Erwartungen konfrontiert ist, die dem Weltbild eines anderen entspringen, ist es nicht mehr so einfach. Schließlich kann man da nicht selbst entscheiden, welche vorhanden sind. Und es kann ganz schnell gehen, mit etwas konfrontiert zu sein, das für einen anderen selbstverständlich ist, man selbst aber ganz anders sieht. Schließlich hat jeder seine eigenen Vorstellungen von gut und schlecht, richtig und falsch, gerecht und ungerecht. Schaut mal nur in Eurer eigenen Familie nach…!
Streit, Enttäuschung und hochkochende Emotionen.
Meistens bemerkt man auch dann erst, dass man jemandes Erwartungen nicht gerecht geworden ist, wenn man schon streitet, die Gefühle schon hochkochen, schon jemand beleidigt ist. Und Emotionen in Wallung machen solche Situationen natürlich nicht einfacher, denn wir alle tendieren dann dazu, die Schuld irgendwo festzumachen – bei der oder dem anderen in der Regel – und auf eine Entschuldigung zu warten.
Aber auch wenn wir uns zu 100 Prozent im Recht fühlen, sich schmollend in die Ecke zu setzen, bringt einen doch auch selbst nicht weiter. Abstand hilft natürlich, zumindest um die Gefühle abkühlen zu lassen, und dadurch klarer zu sehen. Aber das einzige, das einen wirklich weiterbringt, ist sich in den anderen hineinzuversetzen.
Walk in your shoes.
Nur wer herausfindet, welche Erwartungen sein Gegenüber hat und warum, kann in einen offenen und ehrlichen Dialog eintreten. Und nur der kann eine angespannte Lage wirklich klären. Nur, wer die andere Seite sieht und nicht von vornherein verurteilt, hat auch die Chance, gehört zu werden. Was würdest Du selbst lieber hören: „Was für ein Idiot muss man sein, um das von mir zu erwarten?“ oder „Ich denke, Du hast diese Erwartung an mich, weil Du das beste für mich willst, aber…“?
Na? Genau. Wie sagt man so schön? Zum Streiten gehören immer zwei. Und ja, auch um einen Streit zu schlichten, braucht es beide Parteien. Aber einer muss immer den Anfang machen.
(Foto von James Pond auf Unsplash)
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