• ICH STREITE ANDERS ALS DU •
Ich wundere mich gerade ein bisschen über mich selbst. Ich war früher immer eher eine Konfliktvermeiderin. Warum das eine schlechte Angewohnheit von mir war, darüber habe ich hier schon einmal geschrieben („WARUM WIR MEHR STREITEN SOLLTEN“). Und heute gehts schon wieder um’s Streiten. Darüber wie wir streiten, und was es bringt, zu wissen, dass Menschen auf unterschiedliche Arten versuchen, Konflikte zu lösen.
DIE REDER: Das kennen wir alle. „Reder“ versuchen immer alles gleich auszudiskutieren, ihre Ansichten darzulegen, wollen die Sicht des anderen hören, Gründe erklärt bekommen, wollen verstehen, sortieren ihre Gedanken beim Reden, und kommen für sich so zu einer Lösung.
DIE VERDAUER: Es gibt Menschen, die nicht streiten. Sie sagen nichts. Aber das liegt nicht daran, dass sie kein Interesse an der Lösung des Konflikts haben, sondern daran, dass sie mit einem Problem konfrontiert dieses erst einmal sacken lassen müssen. „Verdauer“ müssen alle Informationen erst einmal – na ja klar – verdauen, um sich eine Meinung zu bilden, und können erst dann konstruktiv sein.
DIE BEWEGER: Ihr sortiert Euch am besten beim Spazierengehen? Dann gehört ihr vermutlich zu den „Bewegern“, die auch gehen oder laufen müssen, um in Konfliktsituationen einen klaren Kopf zu bekommen.
Warum es wichtig zu wissen ist, dass es diese drei unterschiedlichen Arten gibt, mit Konflikten umzugehen? Weil in Familien-, Freundes- oder Arbeits-Verbänden nicht immer die gleichen „Typen“ zusammenkommen. Und ihr könnt euch vorstellen, dass das Konflikt- und Eskalations-Potenzial steigt, wenn ein „Reder“ auf einen „Verdauer“ trifft oder ein „Beweger“ auf einen „Reder“.
Der eine will das Problem ausdiskutieren, der andere läuft weg. Die eine sagt nichts und bringt diejenige, die reden will, damit auf die Palme. Oder man ist im Streit schlafengegangen und am nächsten Morgen bereit zu reden, weil man jetzt weiß, wie man dazu steht, und der andere sieht die Notwendigkeit nicht mehr. Er ist ja eh am Abend zuvor um den Block gegangen und der Konflikt ist für ihn gelöst. Ihr seht was ich meine?
Ihr sollt jetzt aber nicht versuchen, Euch zu verändern und Eure Streitkultur an das Gegenüber anzupassen. Das funktioniert nicht. Aber ihr könnt Rücksicht nehmen und Euch nicht zusätzlich angegriffen fühlen, wenn ihr verdauen müsst und die Freundin nicht aufhört zu reden. Oder wenn ihr reden wollt und Euer Mann verlässt die Wohnung.
Und Ihr könnt Euch erklären. Ich selbst habe die besten Erfahrungen damit gemacht, jemandem im Streit zu sagen: „Bitte sei mir nicht böse, mir liegt genausoviel daran, dieses Problem zu lösen, wie dir, aber ich brauche ein bisschen Zeit, um klar zu sehen. Können wir später weiterreden?“ Und wenn Ihr Euch als „Beweger“ kurz erklärt, bevor Ihr die Tür zuschlagt und Euch die Beine vertretet, wird man Euch auch dankbar sein.
Jede Woche neue inspirierende Zeilen lesen? Dann zum >>>Newsletter anmelden!