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BEWERTERITIS

• BEWERTERITIS •

Die letzten Wochen waren für viele nicht leicht auszuhalten. Wahlkampf. Und bis dato wissen wir noch immer nicht, wer neuer Bundespräsident sein wird. Aber keine Angst! Es wird hier nicht politisch. Ich möchte nur eine Beobachtung teilen, die ich in den letzten Wochen immer öfter gemacht habe.

Mit kommt vor, wir sind alle unter die Bewerter gegangen. Und ja, wenn man von seinem demokratischen Recht gebrauch machen und wählen gehen will, ist es kaum möglich, Gesagtes und Geschriebenes nicht für sich selbst zu bewerten, um eine Entscheidung zu treffen. Aber wir – und da nehme ich mich selber gar nicht aus – bewerten nicht nur die Kandidaten.

Wir geben unentwegt Wertungen über Meinungen ab, über Lebensumstände und Menschen – und sind dann ganz schnell bei „wir“ und „den anderen“ und teilen ein in dumm, ahnungslos, siebengescheit, arrogant, gefährlich, verbohrt, verblendet oder noch schlimmer „gut“ oder „böse“. Hüben wie drüben! Ohne zu hinterfragen kleben wir bereitwillig sofort ein Post-it auf alles und jeden, um ihn oder sie kategorisieren und wegschieben zu können. Die eine Hälfte des Landes in den Augen der anderen Hälfte vollvertrottelt (ich übertreibe…!). Mit kommt momentan vor, ich lebe in einem gelben Land. Wo man hinschaut, Post-its, Post-its, Post-its…

Wie wäre es denn, wenn wir das alle mal sein ließen? Das gelbe Bewertungs-Zetterl einmal stecken ließen und anfingen, uns für die Hintergründe zu interessieren? Nachzufragen, verstehen zu wollen, zu akzeptieren, dass es verschiedene Sichtweisen gibt, verschiedene Lebensentwürfe und Lebensumstände. Wenn wir einen Schritt aufeinander zumachten und wirklich Interesse zeigten? Versuchten, gemeinsam Lösungen zu finden, statt so lange Post-its zu kleben, bis man die Menschen hinter den gelben Zetteln überhaupt nicht mehr erkenen kann?

Wie wäre das? Wie schön wäre das!

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